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Zugreise

Veröffentlicht: 23.02.17 um 17:28 von DieLegende

Im Zug hat man von einem viel;
Du weißt, damit mein‘ ich die Zeit.
Es ist vom Fahrtbeginn zum Ziel
halt leider manchmal ziemlich weit.

Auch ich trat eine Fahrt heut‘ an,
der Urlaub war recht schnell vorbei.
Die Reise geht, teils mit der Bahn,
zurück nach Kappeln an der Schlei.

So schreibe ich Gedanken nieder,
eh sie mir eilend schnell entrinnen.
Vielleicht siehst Du Dich darin wieder –
und möge Dir die Zeit verrinnen!

Man sieht manch einen voller Hast,
wenn wartend man am Bahnsteig steht:
„Ich habe grad‘ den Zug verpaßt
und weiß nicht, wann der nächste geht!"

„Ich habe gestern – Liebling, doch! –
die Fahrkarten gekauft. Wann, wie...
verflixt, wo hab‘ ich sie denn noch
hineingesteckt... Ah, hier sind sie."

Und sitzt man schlußends auf dem Platz,
so hat man seine Ruh’ noch nicht.
Ein alter Mann macht laut Rabatz,
kaum daß der Schaffner außer Sicht:

„Da, wo Sie hocken, ist mein Sitz!
Fünf Euro hat er mich gekostet."
Ein Junge flüstert dazu spitz:
„Der ist ja geistig voll verrostet..."

„Es stimmt, das ist zwar Sitzplatz 10,
jedoch im Wagen Nummer drei.
Sie sollten schleunigst weitergeh’n –
Dort drüben ist Ihr Abteil zwei."

Ich lehnte mich entspannt zurück,
begann, mein Buch endlich zu lesen.
Ein Schrei! Ich habe heut‘ kein Glück...
Das war die Ruhe wohl gewesen:

Ein Kleinkind tobt in Zorn und Wut:
„Ich will nach Hause! Jetzt sofort!"
Die Eltern: „Psst! Es ist ja gut.
Beim nächsten Bahnhof sind wir dort."

Ist diese Hürde dann genommen,
fällt plötzlich meinem Nachbarn ein:
Er hat gerade Durst bekommen
Und sucht darum das Bistro heim.

Doch schneller, als mir dieses lieb,
sitzt er schon wieder neben mir.
„Die Preise!", schimpft er, „Dieser Dieb!
Vier Euro wollt‘ er für ein Bier!"

„O, Herr – laß mich bald weg hier sein!"
schick‘ ich ein flehend Stoßgebet.
Da mischt der Kerl sich wieder ein:
„Herrje, wir sind ja viel zu spät!

Naja, egal – Sie sind ja nett.
Wo kommen Sie denn, bitte, her?‚ –
„Aus Nürnberg." – „Ach, nein, wie adrett!
Ja, Bayern ... das mag ich auch sehr."

Ich bleibe still. Selbst wenn ich sage,
daß Franken nicht gleich Bayern ist,
wüßt er’s nicht mehr am nächsten Tage
weil er - so scheint’s mir - schnell vergißt.

So füg’ ich meinem Schicksal mich,
es scheint mein Tag heut’ nicht zu sein.
Dann plötzlich kracht es fürchterlich,
als stürzte ein Gebäude ein.

Der Koffer meines Nachbarn liegt
halb offen hier im Gang herum,
und all der Inhalt dessen fliegt
daraus hervor – ach nein, wie dumm...
:pfeif:

Ein junges Ding, den Tränen nah,
wollt’ ihr Gepäck nur runter heben,
wobei das Unglück dann geschah -
er möge es ihr doch vergeben.

Doch so schlimm schien’s ihm nicht zu sein,
obwohl er zunächst wütend tat :
„Sie laden mich zum Kaffee ein,
und dann ist’s gut – das ist mein Rat.

Mir war’s nur recht, ich war allein
und lehnte mich entspannt zurück.
Und in der Ruhe sah ich ein:
Mir fehlte nur Geduld zum Glück.

März 2003
Kategorie: Kategorielos
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