Gedanken einer Atlantikfahrt
Veröffentlicht: 23.02.17 um 19:23 von DieLegende
Es ist fürwahr ein seltsam Leben,
das man an Bord als Seemann führt,
denn unnatürlich ist das Streben
vom Land aufs Wasser, doch man spürt
die Sehnsucht nach der weiten Ferne,
gleichwohl die Furcht vorm nassen Grab.
So denk ich oft auf See ganz gerne
an das, was ich zuhause hab.
Man ist bald hin-, bald hergerissen
vom Heimweh hier, vom Fernweh dort.
Und ruht mein Kopf auch auf dem Kissen,
es ruft mich der Dienst schon bald mich fort.
Wer nicht auf Wache ist, hat frei –
Das endlich sind die ruhigen Stunden;
Man verliert sich schnell in Träumerei,
von dem, was einst man hat empfunden,
als man noch unter Freunden war,
und bei der Frau, die man geliebt...
Wieviel davon war wirklich wahr?
Ob’s dieses Glück je wieder gibt?
Jetzt stehe ich hier auf der Schanz,
dem Wind, dem Wetter ausgesetzt.
Ein Auge blinzelt, welches ganz
verstohlen sich mit Schleiern netzt.
Ein Blick nach achtern, wo die See
Zum Horizont sich endlos dehnt;
Ein Blick nach Backbord, wo in Lee
Ein Maat beim Rauchen schläfrig gähnt...
Der Himmel? Grau in grau, bedeckt.
8°C, so seh‘ ich, hat es nur.
Die Sonne hat sich gut versteckt,
heut‘ reicht’s für uns zum Frösteln nur.
Wogen zerschmetternd knirscht leis’ der Bug,
eine Möwe zieht kreischend Kreise,
dazu heult der Wind mehr als laut genug –
sie alle klagen auf ihre Weise.
Eintausend Meilen noch bis zum Ziel.
Als hätte ein Gott es beschworen,
sieht man von anderen Schiffen nicht viel.
Wie leicht fühlt man sich hier doch verloren!
Ich starre lange aufs Meer hinaus.
Unaufhaltsam verrinnt die Zeit,
bis man mich ruft: „Wo bleibst Du denn, Kraus?
Mach‘ Dich für Deine Wache bereit!“
Ich sage nichts, sondern nicke nur stumm;
Zum Atlantik ein letzter Blick.
Dann plötzlich kehrt, ich weiß nicht warum,
mein bekanntes Lächeln zurück.
März 1999
das man an Bord als Seemann führt,
denn unnatürlich ist das Streben
vom Land aufs Wasser, doch man spürt
die Sehnsucht nach der weiten Ferne,
gleichwohl die Furcht vorm nassen Grab.
So denk ich oft auf See ganz gerne
an das, was ich zuhause hab.
Man ist bald hin-, bald hergerissen
vom Heimweh hier, vom Fernweh dort.
Und ruht mein Kopf auch auf dem Kissen,
es ruft mich der Dienst schon bald mich fort.
Wer nicht auf Wache ist, hat frei –
Das endlich sind die ruhigen Stunden;
Man verliert sich schnell in Träumerei,
von dem, was einst man hat empfunden,
als man noch unter Freunden war,
und bei der Frau, die man geliebt...
Wieviel davon war wirklich wahr?
Ob’s dieses Glück je wieder gibt?
Jetzt stehe ich hier auf der Schanz,
dem Wind, dem Wetter ausgesetzt.
Ein Auge blinzelt, welches ganz
verstohlen sich mit Schleiern netzt.
Ein Blick nach achtern, wo die See
Zum Horizont sich endlos dehnt;
Ein Blick nach Backbord, wo in Lee
Ein Maat beim Rauchen schläfrig gähnt...
Der Himmel? Grau in grau, bedeckt.
8°C, so seh‘ ich, hat es nur.
Die Sonne hat sich gut versteckt,
heut‘ reicht’s für uns zum Frösteln nur.
Wogen zerschmetternd knirscht leis’ der Bug,
eine Möwe zieht kreischend Kreise,
dazu heult der Wind mehr als laut genug –
sie alle klagen auf ihre Weise.
Eintausend Meilen noch bis zum Ziel.
Als hätte ein Gott es beschworen,
sieht man von anderen Schiffen nicht viel.
Wie leicht fühlt man sich hier doch verloren!
Ich starre lange aufs Meer hinaus.
Unaufhaltsam verrinnt die Zeit,
bis man mich ruft: „Wo bleibst Du denn, Kraus?
Mach‘ Dich für Deine Wache bereit!“
Ich sage nichts, sondern nicke nur stumm;
Zum Atlantik ein letzter Blick.
Dann plötzlich kehrt, ich weiß nicht warum,
mein bekanntes Lächeln zurück.
März 1999
Kommentare 0